Frederick Skupin: „Wie sieht der Messe-Auftritt der Zukunft aus?“

Welche wichtigen Trends wirken auf den Messeauftritt der Zukunft? Welchen Wandel sehen wir schon heute? Und wie wird sich das Veranstaltungsformat Messe in den kommenden 10 Jahren verändern? Wir haben zum 25. Jubiläum der Messe GaLaBau den Mann gefragt, der Konzept und Bau des BGL-Messestandes seit 2008 mitprägt: Frederick Skupin.

Frederick Skupin hat den Messebau in den Genen: Sein Vater machte sich Anfang der 80er vom heimischen Wohnzimmer aus damit selbstständig – und warb bald um seinen Sohn als Partner. Doch dem stand der Sinn zunächst eher nach Hoch- statt nach Messebau. Heute leitet er das elterliche Unternehmen. „Skupin Design“ entwickelt mit 10 festangestellten Mitarbeitenden vom nordrhein-westfälischen Kaarst aus zukunftsweisenden Messe-Konzept-Bau: von der Idee, über die Entwicklung und Umsetzung des kompletten Messe-Konzeptes, bis zum Auf- und Abbau auf der Messe. Unterstützt wird das Kernteam von zusätzlicher (Wo-)Manpower aus dem gewachsenen Netzwerk von Messe-Fachleuten, mit denen Skupin schon lange vertrauensvoll zusammenarbeitet.

   

Messebau in den Genen: Frederick Skupin

Geboren 1968 in Bonn, zog es Frederick Skupin nach Abitur und Wehrdienst erstmal weg von zuhause, nach London. Dort schloss er ein Architekturstudium mit dem Master ab.
Zuhause hatte sich sein Vater mit langjähriger Berufserfahrung im Messe-Design 1983 selbstständig gemacht. Doch das war damals nichts für den Sohn, der sich direkt nach dem Studium zunächst mehr für den Hochbau interessierte.

Messe-Bauer Frederick Skupin
Frederick Skupin, Inhaber von Skupin Design. (Fotoquelle: Michael Konrad)

Nachhaltig und individuell

Herr Skupin: Wie erklären Sie, was Skupin Design heute macht?

Frederick Skupin: „Wir machen Messe-Konzept-Bau: Das beginnt bei einem – mit dem Kunden gut abgestimmten – Konzept und geht bis zur Realisierung des Messeauftritts, inklusive Auf- und Abbau. Dabei arbeiten wir nachhaltig und individuell, das bedeutet: Mein Team verwendet intelligent wieder einsetzbare Baumodule, die vermehrt aus nachwachsenden Baumaterialien und natürlichen und recycelbaren Rohstoffen bestehen.“

Was ist Ihre Motivation?

Frederick Skupin: „Neue Lösungen zu entwickeln! Das bedeutet auch: Wir kombinieren das, was wir schon kennen, mit neuen Ansätzen. Auf dem BGL-Messestand ‘Zukunft grüner Lebensräume‘ finden sich solche neuen Lösungen zum Beispiel in Modulen wie den Zukunftsboxen. Hier führen wir ökologische Bauweise mit intelligentem Stahlbau zusammen.

Das ermöglicht die Mehrfachverwendung und ist im Höchstmaß – nach Wunsch des Kunden – individualisierbar, zum Beispiel im Look & Feel der aktuellen Messe oder für verschiedene Funktionen: von der Aussichtsplattform, über das Tiny House mit Dachbegrünung bis hin zur Lagermöglichkeit für Messematerial oder kleinem Besprechungsraum. Und für den nächsten Messeauftritt sieht alles dann ganz anders aus und erfüllt andere Aufgaben …“

Tiny-House auf dem BGL-Messe Stand 2024

5 aktuelle Trends im Messe-Bau

Welches sind aus Ihrer Sicht die wichtigsten, aktuellen Messetrends?

Frederick Skupin: „Ich sehe da diese fünf wichtigen Trends:


1. Eine zunehmende ‘Eventisierung‘. Das bedeutet: Die Menschen wollen auf einer Messe etwas ganz Besonderes erleben, sie suchen ein starkes Ereignis, eine Erfahrung, die bleibt. In diesem Trend sind wir mittendrin, das hat sich im letzten Jahrzehnt entwickelt und setzt sich fort.

2. Digitalisierung und Künstliche Intelligenz (KI) sind Trends, die wir auch in einem wachsenden Anspruch an solche Angebote auf dem Stand sehen. So etwas vorzufinden, auf der Messe nutzen zu können, das erwarten Menschen schon heute selbstverständlich.

3. Der Anspruch an Content (Inhalte) für unterschiedliche Kanäle wächst, insbesondere seitens der Aussteller: vor, während und nach einer Messe. Aber auch Besucherinnen und Besucher lassen sich über Social Media vorab auf ihren Messebesuch einstimmen und erleben ihn gern noch ein paar Tage oder sogar Wochen intensiv nach. Das bedeutet, die Inhalte müssen komplexer sein als früher. Ein Beispiel auf dem BGL-Messestand: Viele Menschen können mit der Schwammstadt noch nicht viel anfangen, und so etwas können wir auf einem Messestand auch nicht wirklich nachbauen. Aber digital transportieren und begreifbar machen, das geht einfacher.

4. Viele Sinne ansprechen, persönliche Erfahrungen machen: Sehen, hören, riechen, schmecken, anfassen/fühlen, neue Produkte und Services selbst ausprobieren, mit anderen Menschen dazu austauschen … die persönliche Sinneserfahrung beim Messebesuch wird immer wichtiger. Das gilt auch für den Kontakt zu anderen Menschen auf der Messe. Das ist ja der entscheidende Unterschied zu digitalen Event-Formaten.

5. Messbarkeit/EvaluationDaten sammeln und auswerten, und diese Erkenntnisse dann direkt auf der Messe nutzen! Ist das neu? Ja und nein. Darüber steht die Frage: Was bringt mir der Messeauftritt als Unternehmen? Hier gibt es viele Methoden, um Daten direkt vor Ort zu erheben und sie auch direkt dort – zum Erfolg des Messeauftritts – kreativ zu nutzen. So kann ich auf dem Messestand Sensoren montieren und miteinander vernetzen; sie erzeugen ein Abbild der Fläche und der Besucher-Ströme und -Aktivitäten. Neuer ist: Mit einer Schnittstelle zur Mediatechnik kann ich über ein solches System auch automatisch und direkt in das Stand-Geschehen eingreifen: In einer Ecke ist nichts los? Das ‘merkt‘ der Sensor, der dann gezielt dort durch Lichttechnik, einen Film, Geräusche, Wind oder sogar Duft Aufmerksamkeit erzeugt. Der Trend geht dahin, künftig Daten sofort zu nutzen, um das Ergebnis des Messeauftritts zu verbessern.“

Besucherstrom geht auf den Eingang der Messe Nürnberg zu

Lassen Sie uns bitte noch etwas weiter in die Zukunft schauen: Wie sieht Ihre Arbeit 2035 aus? Denken Sie, wir besuchen dann noch selbst Messen – oder senden wir unsere Avatare, die KI-gesteuert Gespräche für uns führen?

Frederick Skupin: „Ich bin überzeugt: Auch in der Zukunft lässt sich nicht alles über Daten lösen. Die Piazza auf dem BGL-Messestand zeigt das beispielhaft: Sie ist das Zentrum des Standes, der Nucleus, wo man sich trifft/persönliche Gespräche führt. Da ist es voll, laut und lebendig.

Ich denke aber auch: Aus den vielen Begegnungen und Event-Formaten, die wir heute haben, werden künftig weniger, aber die werden wertiger. Da steigen dann die Erwartungen der Gäste und ausstellenden Unternehmen. Das sind auch Folgen eines anderen, gesellschaftlichen Trends: des Fachkräftemangels.

Deshalb denke ich, dass Entscheiderinnen und Entscheider aus einer Branche künftig nicht mehr jede Messe besuchen werden, sondern vielleicht nur noch ein, zweimal im Jahr die wichtigsten Messeformate. Denn auch hier geht es ja um Effizienz und Nachhaltigkeit, in Form eines nachhaltigen Umgangs mit unternehmerischen Ressourcen, auch dem Personal.

Für die GaLaBau bedeutet das aus meiner Sicht: Wenn wir sie weiter als die zentrale, internationale Leitmesse der Branche stärken, wird sie auch künftig der wichtige Treffpunkt für die Branche sein.“

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