Eine Win-Win-Situation

Quereinstieg und Fachkräftezuwanderung als Bereicherung für Unternehmen und Mitarbeitende

Thomas Banzhaf ist Präsident des Bundesverbands Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau e. V. (BGL) ist einer von zwei Geschäftsführern der Banzhaf Gartenbau GmbH. Auch für ihn wird es immer schwieriger, Nachwuchs und Fachkräfte zu finden. Die Einstellung von Quereinsteigerinnen und Quereinsteigern und Fachkräften aus dem Ausland sieht er als echte Chance.

Lesen Sie das vollständige Interview oder schauen Sie sich das Video mit Ausschnitten aus dem Gespräch an.

Was hat sich bei Ihnen im Unternehmen bisher bewährt, um Fachkräfte und Auszubildende zu gewinnen? Haben Sie da vielleicht ein paar Tipps?

Banzhaf: Wir haben Strategien, wie wir an gute Nachwuchskräfte kommen. Ein ganz wichtiger Faktor ist in meinen Augen – und damit haben wir in den letzten Jahren immer Erfolg gehabt – eine enge Zusammenarbeit mit den Fachschulen, an denen Meisterinnen und Meister, Technikerinnen und Techniker ausgebildet werden. Auch das Angebot von Praktikumsstellen ist enorm wichtig. Ein Praktikum ist für das Unternehmen eine gute Gelegenheit, neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter kennenzulernen, Talente zu erkennen und dementsprechend dann Angebote zu machen. Indem man außerdem als Betrieb aktiv an schulischen Veranstaltungen teilnimmt, bleibt man in Kontakt mit den Lehrenden und ist somit auch an Schulen präsent.

Videointerview mit Thomas Banzhaf.




"Wir stehen 2024 erst am Anfang des Fachkräftemangels."

Wie wichtig sind Ihrer Meinung nach Quereinsteiger*innen oder Fachkräfte aus dem Ausland, um dem allgemeinen Fachkräftemangel vorzubeugen?

Banzhaf: Ich denke, wir stehen 2024 erst am Anfang des Fachkräftemangels. Man merkt schon jetzt überall, dass Personal fehlt und es auch schwierig ist, neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu gewinnen. Die bekannte Alterspyramide kippt so langsam, die geburtenstarken Jahrgänge scheiden nach und nach aus dem aktiven Arbeitsleben aus. Leider reicht die Anzahl der jungen Leute, die als Fachkräfte nachkommen, nicht mehr aus, um die Lücke zu füllen.

Und deshalb ist die Zuwanderung von Fachkräften aus dem Ausland ein ganz wichtiges Thema. Das macht auch unsere Gesellschaft und unsere Betriebe bunter. Schon vor Jahrzehnten kamen Menschen aus anderen Ländern zu uns und haben den betrieblichen Horizont erweitert. Auf den Baustellen wird nicht unterschieden, woher jemand kommt oder welcher Religion er oder sie angehört. Hier geht es vielmehr darum, als Kollege oder Kollegin aktiv mitzuarbeiten und die Gruppendynamik zu bereichern. Das funktioniert meiner Ansicht nach in den Betrieben des Garten- und Landschaftsbaus ganz hervorragend.

Belegschaft des Betriebs von Thomas Banzhaf

Gibt es bei der Einstellung von Quereinsteiger*innen oder Fachkräften aus dem Ausland auch Herausforderungen und wenn ja, welche sind das?

Banzhaf: Gerade wenn Menschen aus anderen Ländern unsere Sprache noch nicht so gut beherrschen oder auch unser soziales Miteinander aus ihren Herkunftsländern nicht gut kennen, benötigt es große Unterstützung durch die Betriebe.

  • Ein aktuelles Problem ist auch, aufgrund des angespannten Wohnungsmarkts eine Bleibe für die Zuwanderinnen und Zuwanderer zu finden.
  • Auch die Betreuung der Kinder stellt eine Herausforderung dar, denn es müssen erst einmal Kita- oder Schulplätze gefunden werden.

In diesen Bereichen können wir als Unternehmerinnen und Unternehmer Hilfestellung geben und unsere eigenen Netzwerke aktivieren.

Foto: Belegschaft des Betriebs von Thomas Banzhaf (Quelle: BGL/ Rottenkolber)

Bringen Mitarbeiter*innen, die aus anderen beruflichen Bereichen kommen, auch Chancen für den Betrieb mit sich, quasi „frischen Wind“?

Banzhaf: Jede oder jeder, die oder der bereits einen anderen Beruf erlernt oder angefangen hat, hat wertvolle Erfahrungen gesammelt, die für ein anderes Unternehmen von Vorteil sein können. Jemand, der beispielsweise in der Holzbearbeitung tätig war, hat natürlich ein herausragendes handwerkliches Geschick, wenn es darum geht, Pergolen oder Holzterrassen zu bauen. Als Firmeninhaberin oder Firmeninhaber sollte man diese Erfahrungen zu schätzen wissen und die Menschen dann auch dementsprechend in den betrieblichen Alltag einbinden. So etwas stellt immer eine Win-Win-Situation dar. Nicht nur der Betrieb gewinnt, sondern auch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, wenn sie ihre gesammelten Erfahrungen anwenden können.

Foto: Quereinsteiger arbeitet mit Holz

Quereinsteiger arbeitet mit Holz im GaLaBau

Was bedeutet es an innerbetrieblichem Aufwand, Quereinsteiger*innen beim Start in den Garten- und Landschaftsbau zu begleiten?

Banzhaf: Um gute Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu gewinnen und zu halten, muss man als Betrieb heutzutage schon ein bisschen mehr investieren. Neben der Bereitstellung moderner Werkzeuge und Maschinen und entsprechender Aufträge, ist die Unterstützung im privaten Bereich auch essenziell. Besonders für Fachkräfte aus dem Ausland gilt es, bei der Suche eines Kita- oder Schulplatzes oder bei Versicherungs- und Meldeangelegenheiten Hilfestellung zu geben. Leider ist die Bürokratie in Deutschland noch sehr aufwendig und kompliziert. Wenn man das aus seinem eigenen Herkunftsland nicht kennt, ist man in den Bereichen auf Unterstützung angewiesen. Da möchte ich noch einmal auf die Flüchtlingslotsen der Verbände des Garten-, Landschafts- und Sportplatzbaus hinweisen – eine unheimlich wertvolle Arbeit. Wer kennt sich sonst mit Duldung, Arbeitsgenehmigung, Aufenthaltsstadien besser aus? Für Betriebe ist es daher hilfreich, die Flüchtlingslotsen kontaktieren zu können.

Welche Voraussetzungen muss ein Unternehmen mit sich bringen oder gar schaffen, um Quereinsteiger*innen und Fachkräfte aus dem Ausland einstellen und begleiten zu können?

Banzhaf: Die Voraussetzungen zur Gewinnung neuer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind in den meisten Betrieben vorhanden. In unserer Branche arbeiten tolle Menschen, die ihre Kolleginnen und Kollegen auch immer gut unterstützen. Durch unsere Landesverbände haben wir ausgezeichnete Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartner, wenn es beispielsweise um rechtliche Fragen oder andere Angelegenheiten, beispielsweise im Bereich der Integration, geht.


Wie schätzen Sie die Entwicklung des Fachkräftemangels zukünftig ein?

Banzhaf: Wie bereits gesagt, stehen wir erst am Anfang des Fachkräftemangels. Es wird in den nächsten Jahren schwieriger werden, gute Fachkräfte zu gewinnen. Da müssen sich Betriebe dann noch bessere Dinge einfallen lassen. Öffentlichkeitsarbeit spielt hier für die Firmen meiner Ansicht nach eine ganz wichtige Rolle, um die eigenen Vorteile für potentielle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nach außen zu tragen. Weiterhin ist der Kontakt zu allen Schulformen sehr wichtig – denn die Schülerinnen und Schüler sind unsere Zukunft und die nächste Generation, die in die Arbeitswelt einsteigt. Mit der Präsenz an Schulen – Projektangebote, Spenden, Praktikumsangebote und weiteres – kann man schon viel bewirken.

Thomas Bnazhaf

Hier finden Sie Informationen zur Fachkräfte-Kampagne des BGL. Offene Stellen können Mitgliedsbetriebe hier einstellen.

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